Ist doch alles klar, oder?

„Kannst du mir mal einen Putzlappen holen?“
Kein Ding denke ich und trabe in den Keller, um das Gewünschte zu holen. Das ist ja schnell gemacht.

Zwei Minuten später stehe ich mit einem „waschechten“ Putzlappen vor meinem Mann.
„Nee, der nicht, ich brauche was, um im Garten Öliges zu reinigen. Haben wir nicht einen alten, ollen Lappen?“

„Okay“ denke ich und trabe erneut los, um in unserem Fundus von ausrangierten, zerschnittenen, alten Shirts etwas Brauchbares zu finden.
Nochmals drei Minuten später habe ich eine 30×30 cm großen T-Shirt-Rest gefunden und reiche ihn meinem Mann.

Genervt sagt mein Mann: „Der ist zu klein.“

Ärger steigt angesichts meiner erfolglosen Lauferei in mir auf und kurz möchte ich meinen Impuls folgen, ihm zu sagen, er könne seinen Kram alleine machen.

Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum – ZEIT

Stattdessen zähle ich innerlich bis zehn, um nicht in meinem gewohnten Muster zu reagieren und nehme einen neuen Anlauf:
„Kannst du mir bitte klar sagen, was du möchtest und dann kann ich versuchen, dir zu helfen, damit wir beide hier weiterkommen. Geht das?“

Mein Mann stockt kurz, dann sagt er: „Ich brauche einen dunklen Lappen, ca. 70×70 cm, der saugfähig ist und den wir hinterher entsorgen können, haben wir so was?“

Natürlich haben wir das und damit ist das Lappenproblem in kürzester Zeit zu unserer beidseitigen Zufriedenheiten erledigt.

Wie erleichternd und hilfreich wäre es gewesen, wenn die Klarheit von Anfang an bestanden hätte. Ärger und Missmut wären auf beiden Seiten vermieden worden.

Klare Bitte

Marshall Rosenberg sagt dazu:

“So (…) sprechen wir oft vage und abstrakt, um anderen Menschen anzudeuten, welche Gefühle oder Wesenszüge wir uns von ihnen wünschen, ohne eine konkrete Handlung zu benennen, die sie ausführen können, um unseren Wünschen entgegenzukommen. Denken Sie daran, wie schwer es für andere ist, auf unsere Bitten zu reagieren, wenn uns selbst nicht einmal klar ist, was wir wollen.“