Ärgern oder ändern?

Was hat Müllsammeln mit Frieden zu tun?

Ich wohne an einer viel befahrenen Straße.
In 700 m Entfernung gibt es einen McDonald’s-Drive-In, was dazu führt, dass ich auf meiner Straße kontinuierlich leere McDonald’s Einwegbecher, Cheeseburger-Verpackungen, ganze Tüten mit Verpackungsmaterial vorfinde.

Bei jedem Spaziergang könnte ich mich über die unverschämten Menschen beschweren, die ohne Rücksicht auf andere, sorglos Ihren Müll in die Landschaft befördern.
Und wenn ich schon dabei bin, ganz grundsätzlich den Verfall von Sitten und Erziehung beklagen.

Verändert sich dadurch irgendetwas?
Bringt mich das weiter?

Nein, ich vergifte nur meine Stimmung und meinen Tag.
Darüber hinwegsehen gelingt mir nicht und mich wütend an McDonald’s zu wenden, halte ich für wenig erfolgversprechend.
Außerdem will ich meinem Ärger keine Nahrung geben und mein Herz vergiften.

Doch irgendetwas will ich tun, damit es mir besser geht.

Wirksamkeit

Ritualisiert mache ich jeden zweiten Dienstag zusammen mit einem Müllsack einen 20-minütigen Spaziergang rund um mein Haus.
500 m in die eine Richtung und 500 m in die andere Richtung.

Ich befreie mein Umfeld und meine Umwelt vom Müll. Die meist volle Mülltüte landet in meiner Mülltonne und wird am Folgetag – dank der städtischen Müllabfuhr – abgeholt.

Manchmal bekomme ich während der Sammelaktion ein Lächeln oder Dankeschön von Fahrradfahrern oder Joggenden geschenkt. Manche fragen mich auch „warum ich das täte?“

Warum?

Ich tue es für mich und meinen inneren Frieden.
Nach meiner Sammelaktion bin ich zufrieden, da ich etwas für mein Wohlbefinden getan habe, sich Ruhe und Frieden einstellt, wenn mein Blick die grüne Landschaft streift.
Diese 20 Minuten Aufwand bedeuten für mich Selbstwirksamkeit und Sinnhaftigkeit. Nebenbei leiste ich einen Beitrag zum Allgemeinwohl.

Es ist keine Herkulesaufgabe, im Kleinen beizutragen, sich für eine Winzigkeit zu engagieren, um das eigene Leben und vermutlich das Leben von anderen schöner zu machen.

Der Friede beginnt im eigenen Haus. (Karl Jaspers)

Schreibe mir, was du tust, Ärger und Wut in etwas Schönes zu wandeln. Ich bin gespannt.